Vor rund 35 Jahren gelangte die Klingnauer Kulturkommission zur Ansicht, dass Klingnau eine Theatergruppe brauche. Ein Städtchen mit so viel Historie und Tradition sollte über eine eigene, wenn halt auch nur eine Laienbühne verfügen. 1979 fand sich die Gruppe zusammen und studierte das erste Stück ein, das 1980 im Propsteikeller aufgeführt wurde. Es war eine Kriminalkomödie mit dem Titel „Sie sind ein Mörder, Ernst B.“, Regie führte Niklaus Stöckli. Die Gruppe veränderte sich im Laufe der Zeit, neue Personen kamen dazu, andere zogen weg oder starben. Trotzdem: Es wirken auch heute noch Gründungsmitglieder in der Gruppe mit.
Die folgenden Stücke orientierten sich einerseits am Publikumsgeschmack und an den darstellerischen Möglichkeiten der Laien-Akteure, andererseits versuchte die Gruppe doch immer wieder, Neues zu wagen. Schnell trat ein zweiter Regisseur hinzu, Peter Widmer. Das Doppelgespann Stöckli / Widmer war ein Glücksfall, die beiden ergänzten sich zeitlich und ideenmässig in idealer Weise. Das Problem, wer macht die Regie, das so viele Laienbühnen plagt, kannte das Klingnauer Theater kaum. Trotzdem leistete sich die Gruppe zwischendurch einen professionellen Regisseur, das war zwar teuer, förderte die Gruppe spielerisch aber erheblich.
Der übliche Spielort war seit der ersten Aufführung der Propsteikeller, auch dies ein Glücksfall für das Theater Klingnau. Der Raum ist für Theateraufführungen ideal und steht der Gruppe günstig und langfristig zur Verfügung. Zudem schafft der Keller mit seinem Doppelgewölbe die Möglichkeit für gastronomische Angebote. Trotzdem wollte die Gruppe auch beim Spielort nicht ohne Abwechslung bleiben. Anlässlich der 750-Jahr-Feier des Städtchens Klingnau engagierte sich die Theatergruppe mit dem Strassentheater „Pyramus und Thisbe“. Der Gruppe gelang es meisterhaft, ohne Kulisse und ohne Technik eine spielerisch überzeugende Realisierung der antiken Liebesgeschichte zu zeigen.
Ein weiterer Höhepunkt bedeutete das Jahr 1997: Das Theater Klingnau wagte sich zum ersten Mal an ein grosses Projekt. Der Klingnauer Schlosshof wurde zur Openair-Bühne umgebaut, gezeigt wurde eine Bearbeitung des Faust-Stoffes unter dem Titel „Magier Faust“. Die Inszenierung forderte die Gruppe bis an ihre Grenzen, trotzdem oder vielleicht gerade deswegen kann diese Inszenierung als ein sehr grosser Erfolg bezeichnet werden. Der Stoff packte, die Bearbeitung war volksnah und trotzdem nicht plump, die Atmsphäre im Schlosshof einmalig und höchst stimmungsvoll, die schauspielerische Leistung der Akteure glaubhaft.
Eine weitere Neuerung bot das Jahr 2002: Theater Klingnau verzichtete auf eine eigene Aufführung, sondern beteiligte sich am Domfestspiel Sankt Blasien unter dem Titel „Licht vom Orient“. Die Städtefreundschaft zwischen Sankt Blasien und Klingnau zeigte sich auf diese Weise auch bei der Theaterarbeit. Die Sankt Balsier revanchierten sich im Jahr darauf und wirkten bei der zweiten Freilichtaufführung der Klingnauer mit. Diesmal war das Städtchen der Spielort, das Schloss bildete die Kulisse. Offenbar lacht den Tüchtigen das Glück, jedenfalls war 2003 ein Jahrhundertsommer, so dass alle Proben und Aufführungen bei bestem Wetter durchgeführt werden konnten. Das Stück war eine Übersetzung der bekannten Komödie von Aristophanes „Lysistrate“ unter dem Titel „Weiber.“ Über hundert Spielerinnen und Spieler wirkten dabei mit. Unterstützt wurde die Inszenierung unter anderen vom Kanton Aargau im Rahmen seiner 200-Jahr-Feier.
Auch 2014 spielten die Klingnauer nicht auf der eigenen Bühne, sondern unterstützten eine Inszenierung befreundeter Theaterschaffender, diesmal das Verenaspiel in Bad Zurzach. 2015 folgte mit dem Stück „Black Comedy“ nun wieder eine Eigenproduktion im bewährten Propsteikeller.